Ein Haus für die Stadt: Ein Stegreifvorschlag zum leergezogenen Fehrfeldeckhaus

Schon klar, dass es auf den ersten Blick nicht wie ein Gewinnerthema aussieht, etwas zu vertreten, das auch LiV will, aber ich sehe kaum vernünftige Wege drumherum, dass die Stadt sich mit einem Kauf des Sparkassenbaus am Fehrfeldeck beschäftigt und muss sagen, dass ich ein bisschen irritiert bin, dass das nicht längst passiert ist. Weil die Chancen einfach so groß wären.

Jens Tittmanns Statement, da sei halt kein Bedarfsträger an Immobilien-Bremen herangetreten, sieht nach der leider üblichen Bremischen Wegduckkommunikation aus, auf die man ausweicht, wenn man in einer Angelegenheit eigentlich nicht wirklich sprechfähig ist.

Aber man muss sich das noch einmal der Reihe nach durchdenken. Die Sparkasse Bremen zieht sich aus dem Steintor zurück, weil die Stadt sie mit einem Platz, für den ihr eine Idee fehlt, alleine mit den Dealern zurücklässt. Die zur Senatsverwaltung für Finanzen* gehörende Immobilien Bremen wartet dann, bis irgendein Bedarfsträger an sie herantritt und mit diesem Gebäude was machen will. Die Senatsbehörde, die eigentlich zuständig gewesen wäre, eine Idee zu konzipieren, wartet mit, hat keine, guckt zu und wartet ab und hofft, dass der Termin für die Abgabe eines Angebots verstreicht und das „Problem“ damit weg ist.

Damit schlösse sich eine Kreis der Nichtzuständigkeit, in dem Ergebnisverantwortung erfolgreich von A nach B verschoben worden wäre. Es ist vorbei, das Ding ist dann irgendwie weg und niemand kann mehr fragen, wo denn Ideen und Umsetzung derselben bleiben, weil es ja nun einen privaten Besitzer gibt, auf dessen Vorhabensplanung man als Stadt und Land „leider leider“ keinen Einfluss hat.

Allerdings, muss es so sein, in einem Viertel, das pandemiebedingt ohnehin mit Strukturbrüchen zu kämpfen hat? Muss man die Leute und die Dableibenden tatsächlich so vollumfänglich allein lassen, wie Sparkasse und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das offenbar vorhaben? Ich denke nein.

Öffnet man mal die Gedanken, könnte ich mir an dem prominenten Platz ein Innovationslabor Steintor vorstellen. Das Gebäude ist groß genug für vielfältige Nutzungen, Bürotechnik ist da, ein Veranstaltungsraum im Hochparterre auch. Die sich im Sielwalleck drängelnden Kultureinrichtungen bekämen damit einen Spielort von angemessener Größe und stadtweiter Strahlkraft. In den oberen Bürostockwerken ließen sich thematisch passende Stadtforschungs-projekte der Uni, der Hochschule, der Kunsthochschule ansiedeln. Es bräuchte einen Trägerverein aus Hochschulen, Kultureinrichtungen und Interessierten. Die Platzsituation davon ließe sich womöglich in Richtung eines echten städtischen Lebensraums entwickeln, indem man vielleicht das Fehrfeld vom Autoverkehr, insbesondere vom ruhenden, befreit. Im Idealfall ließe sich noch das ehemalige Autohaus, das dort ohnehin fehl am Platze war, in eine Indoorkulturlandschaft umbauen.

Vielleicht hat die Senatsverwaltung Stadtentwicklung (liebe Maike Schaefer) auch die Neigung, ihren Namen und Auftrag hiermit mit Leben zu füllen. Und lieber Jens Tittmann, vielleicht ließe sich ja doch noch ein Gedanke finden, wie man das Vorkaufsrecht begründen könnte, oder liebe Sparkassenstiftung, vielleicht kannst Du Dich mit Sönke Busch’ Vorschlag heute auf Facebook, das Haus für mindestens 25 Jahre der Stadt zu leihen, anfreunden. Ich bin davon überzeugt, dass Bremen das schaffen kann, es müsste das nur wollen.

Für das alles sind jetzt noch vier Tage Zeit. Auch das könnte klappen, wenn es einen Willen gäbe.

* In einer früheren Version des Textes stand da, Immobilien Bremen gehöre zur Senatsverwaltung  „SCUM“, meinte SKUMS (Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung). Das war natürlich falsch und dem schnellen Hingeschriebensein geschuldet. Aber auch dem Umstand, dass ich das Akronym, das diese Senatsverwaltung sich gegeben hat, bis gestern nicht gedankensicher entschlüsselt hatte. Das ist nun endlich anders. Insofern ist Dietmar Strehl (unbekannterweise) in diesem Text auch angesprochen.